17.04.2024 08:00
von Torsten Vogel

Das Phänomen des Quiet Quittings

Und wie Unternehmen dies vorbeugen können

Quiet Quitting bedeutet im übertragenen Sinne, „Dienst nach Vorschrift“ zu leisten. Die Motivation betroffener Arbeitnehmenden sinkt – und in der Folge mitunter auch die Arbeitsleistung. Im Gegensatz zur inneren Kündigung, die einer mentalen Kündigung gleichkommt, streben Quiet Quitter jedoch grundsätzlich nicht danach, das Unternehmen zu verlassen. Sie legen ihre Prioritäten schlicht anders: Statt mit Überstunden den Unternehmenserfolg voranzutreiben, liegt ihnen eine ausgeglichene Work-Life-Balance und Zeit mit Familie und Freunden am Herzen.  Ebenfalls nicht zu verwechseln sind die Begriffe Quiet Quitting und Quiet Firing. Während Quiet Quitting von den Arbeitnehmenden ausgeht, zielen Führungskräfte mit Quiet Firing darauf ab, Arbeitnehmende durch Gängelung zur Kündigung zu bewegen. Auf diese Weise gelingt es, Mitarbeitende, die sonst nur schwer oder gar nicht kündbar wären, „unkompliziert“ loszuwerden.

Die Ansichten und Werte der Arbeitnehmenden in Deutschland haben in den letzten Jahren einen starken Wandel erfahren. Doch was genau erwarten sie in der Post-Corona-Ära von ihren Arbeitgebern? Neben mehr Freizeit und Zeit mit der Familie wünschen sich viele Angestellte ein höheres Gehalt und die Möglichkeit, flexibel – von zu Hause aus – zu arbeiten.

Hinzu kommt der Generationenkonflikt, der sich zunehmend auch auf den Unternehmensalltag auswirkt. Spätestens seit dem Eintritt der Generation Y in die Arbeitswelt stellen Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und sinnstiftendes Tun zentrale Anliegen der „jungen“ Arbeitnehmenden dar.

Auch wenn diese Erkenntnisse inzwischen schwarz auf weiß vorliegen, bleibt ein Umdenken in der Führungsetage bislang häufig aus. Mit der Folge, dass sich Arbeitnehmende weder gesehen noch wertgeschätzt fühlen und letztlich ihre Leistungsbereitschaft herunterfahren.

Damit Quiet Quitting nicht mit negativen Konsequenzen einhergeht, ist es wichtig, Mitarbeitende mit ihren Bedürfnissen und Anliegen wahrzunehmen. Denn echter, dauerhafter Unternehmenserfolg basiert auf Geben und Nehmen. Und zwar nicht nur nach dem Motto „Zeit gegen Geld“. Mitarbeitenden muss vielmehr glaubhaft gezeigt werden, dass sie als Individuen geschätzt und aufgrund ihrer persönlichen Fähigkeiten gebraucht werden.

Zudem liegt es an Unternehmen, auf die sich wandelnden Ansprüche zu reagieren und eine verbesserte Work-Life-Balance zu gewährleisten. Neben Remote Work und flexiblen Arbeitszeiten trägt nicht zuletzt ein positives Betriebsklima einen fundamentalen Teil zur Stärkung der Mitarbeitermotivation bei.

Mit Quiet Quitting hat sich ein Trend entwickelt, der sich in seiner Extremform ungünstig auf die Unternehmensproduktivität auswirken kann. Um „stillen Kündigungen“ vorzubeugen, müssen Unternehmen und Personalverantwortliche umfassend umdenken.

Das Ziel besteht darin, nicht nur ausreichend motivierte Bewerber zu finden, sondern deren Motivation auch langfristig zu erhalten. Dazu ist es entscheidend, die grundlegenden Motivationstreiber und Bedürfnisse zu ergründen und auf diese Weise den unterschiedlichen Persönlichkeiten im Team gerecht zu werden. Denn Mitarbeitende, die sich gefördert und wertgeschätzt fühlen, neigen im Regelfall deutlich eher dazu, nach Höchstleistungen zu streben.

Quellen:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Text die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.

https://www.ndr.de/kultur/kulturdebatte/Quiet-Quitting-Was-bedeutet-das-eigentlich,quietquitting100.html

https://www.business-punk.com/2024/03/quiet-quitting-6-tipps-wie-unternehmen-die-stille-kuendigung-verhindern/?xing_share=news

https://www.personio.de/hr-lexikon/quiet-quitting/

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