30.08.2023 08:00
von Torsten Vogel

Mehr als nur Code

Warum Emotion und Menschlichkeit im Rekrutierungsprozess der IT entscheidend sind

Die weit verbreitete Annahme, dass Softwareentwickler und IT-Experten als komplex und unzugänglich wahrgenommen werden, ist nicht nur veraltet, sondern auch kontraproduktiv in einer Welt, die sich durch technologische Fortschritte stetig weiterentwickelt. In dieser dynamischen, technologiegetriebenen Landschaft spielen IT-Spezialisten eine entscheidende Rolle als Treiber für Unternehmen in verschiedenen Sektoren. Diese Aussage wird durch eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2017 unterstützt, in der drei von vier Unternehmen einen erheblichen Mangel an IT-Fachkräften beklagen. Besorgniserregend ist zudem, dass eine Mehrheit der Unternehmen davon ausgeht, dass dieser Fachkräftemangel in Zukunft noch zunehmen wird.

Interessanterweise sind viele Softwareentwickler nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Anstellung, sondern offen für frische berufliche Perspektiven. Eine Untersuchung von Stack Overflow hat hervorgehoben, dass lediglich etwa 12% der Entwickler aktiv nach einer neuen Position suchen, während ein erstaunlicher Anteil von 73% generell für neue Möglichkeiten offen ist. Angesichts dieser Zahlen wird es für Unternehmen immer entscheidender, eine effektive Strategie zur Ansprache dieser speziellen, aber unerlässlichen Zielgruppe zu entwickeln. Was zieht IT-Fachkräfte also tatsächlich an? Es handelt sich hierbei um mehr als nur ein attraktives Gehalt oder die Flexibilität, im Homeoffice arbeiten zu können. Für diese Fachkräfte ist die Qualität ihrer Arbeit oft von ebenso großer Bedeutung. Sie streben nach umfassendem Wissen über den Einfluss ihrer Tätigkeit und nach vielfältigen Optionen zur fachlichen Weiterbildung. Die Unternehmenskultur spielt in dieser Gleichung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Software-Entwickler streben nach Arbeitsumgebungen, die nicht nur Innovation fördern, sondern auch eine agile Herangehensweise an Projekte ermöglichen. Es genügt nicht, lediglich mit Schlagworten um sich zu werfen; diese Werte müssen tief in der Unternehmenskultur verankert sein. Dies führt uns zur Frage, wie Unternehmen diese schwer fassbare Zielgruppe effektiv erreichen können. Da die traditionellen Recruiting-Methoden oft nicht ausreichend sind, ist Kreativität gefragt. Ein Beispiel hierfür ist Otto, das Unternehmen veranstaltete eine exklusive Star-Wars-Filmvorführung für IT-Enthusiasten, die zuvor durch eine Coding-Herausforderung qualifiziert wurden. Solche kreativen Ansätze können äußerst effektiv sein. Auch die Überlegung eines Rebrandings der Arbeitgebermarke kann von Interesse sein, wie es die Washington Post vorbildlich demonstriert hat. Sie bieten auf ihrer Karriereseite alle relevanten Informationen, von der zugrunde liegenden Technologie ihrer Plattform bis hin zu authentischen Einblicken von aktuellen Mitarbeitern. Zum Abschluss sollte die signifikante Relevanz von Mitarbeiterempfehlungen in dieser spezifischen Branche nicht vernachlässigt werden. In den Vereinigten Staaten haben beispielsweise 30% der Software-Entwickler ihre gegenwärtige Position durch Empfehlungen erlangt. Wenn Unternehmen ihre momentanen Mitarbeiter aktiv in den Rekrutierungsprozess einbeziehen, eröffnet sich eine authentische und effektive Möglichkeit, die am besten geeigneten Kandidaten für sich zu gewinnen.

Die Rekrutierung von IT-Fachkräften stellt eine anspruchsvolle Aufgabe dar, die über rein technische Qualifikationen hinausgeht. Angesichts des stetigen Wandels in der Technologielandschaft ist es für Unternehmen von großer Bedeutung, nicht nur auf bewährte Methoden zu setzen, sondern auch innovative Strategien zu entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen und Ambitionen der Bewerber gerecht werden.

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