31.08.2022 10:39
von Torsten Vogel

Expats

Die Expat-Falle für (junge) Führungskräfte und Unternehmen

Expatriate oder kurz Expats sind vor allem für viele junge Fach- und Führungskräfte ein Traum, doch nur wenige wissen, was genau ein Expat bedeutet und wieso ein Expat nicht nur mit Vorteilen einhergeht.

Von einem Expatriat spricht man, wenn eine Fach- oder Führungskraft von einer international agierenden Organisation, bei der sie tätig ist, im Rahmen einer Auslandsentsendung vorübergehend an eine ausländische Zweigstelle entsendet wird. Dabei ist die Entsendung ins Ausland meist auf einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren befristet. Während der Zeit im Ausland wird die Bindung zwischen der entsendeten Person und dem Heimatland bzw. dem entsendenden Unternehmen aufrechterhalten. Das Ziel der Organisation ist häufig durch Expatriate den Transfer von Wissen zu gewährleisten, die Kommunikation zu verbessern und den Wunsch nach Kontrolle über die Zweigstelle auszuleben. Im Vorfeld ihrer Entsendung erlernt der Expatriate in interkulturellen Trainings Wissen über das Zielland und interkulturelle Kompetenzen. Die Kosten für die Vorbereitung eines Auslandsaufenthalts, den Umzug und die Verwaltung übernimmt die entsendende Organisation. Darüber hinaus ist gegebenenfalls eine Auslandszulage für Expatriate zu berechnen. Sie stellt einen zusätzlichen finanziellen Anreiz dar. Die Auslandszulage ist abhängig von den Kosten oder Belastungen, die sich aus dem ausländischen Standort ergeben.

Oft wird jedoch verschwiegen, dass eine Auslandsentsendung nicht nur Vorteile mit sich bringt, sondern gerade der Umzug in ein anderes Land, mit einer anderen Kultur oft von Problemen begleitet wird. Private soziale Kontakte im Heimatland fallen weg, und der Aufbau eines gleichwertigen Netzwerks im Zielland ist oft schwierig. Außerdem werden (Ehe-)Partner und möglicherweise Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Wenn man in ein Land reist, obwohl man die dortige Muttersprache nicht beherrscht, dann gestaltet sich die Kommunikation oft schwierig und das Erlernen einer neuen Sprache kann eine große Herausforderung darstellen. Vor allem viele junge Führungs- und Fachkräfte erwarten nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland oft eine Beförderung, doch wenn man im Ausland ist, dann gerät man schnell in Vergessenheit. Ganz nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“, findet man sich dann in der sogenannten Expat-Falle wieder. Bei der Rückkehr ins Heimatland ist der erhoffte Posten leider schon extern besetzt worden, oder es heißt der Heimkehrer wird mit seinem Wissen dringend anderswo gebraucht. Die Expat-Falle ist der Grund dafür, dass nach Schätzungen ca. 60 bis 80 Prozent binnen eines Jahres nach ihrer Heimkehr, mit dem neu gewonnen Auslandswissen das Unternehmen verlassen und zu der Konkurrenz wechseln.

Wer also für seine Firma ins Ausland gehen möchte, der sollte vorher vertraglich festhalten, wie sein Posten bei der Heimkehr aussehen wird. Während seiner Zeit im Ausland sollte der Expatriat die Personalabteilung in der Heimat fortwährend auf sich aufmerksam machen.

Quellen:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Text die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/maerkte-erobern/auf-verlorenem-posten-karriere-fallstricke-fuer-expats/9040870-3.html

https://www.sueddeutsche.de/karriere/arbeiten-im-ausland-die-expat-falle-aus-den-augen-aus-dem-sinn-1.1102407

https://de.wikipedia.org/wiki/Expatriate

 

Zurück

Copyright © strategie:p