25.11.2020 14:10
von Torsten Vogel

Gehaltsverhandlungen

Warum immer noch ein Tabuthema? Wie bekomme ich das Gehalt was mir zusteht?

In Deutschland ist das Gehalt immer noch ein Tabuthema. Um dies abzulegen, müssten Unternehmen in Bezug auf das Gehalt transparenter agieren. Dies würde das Matching zwischen Arbeitnehmern und -gebern zumindest deutlich verbessern. Oftmals wird erst zum Ende des Bewerbungsprozesses das Gehaltsthema angesprochen. Natürlich ist es dann ärgerlich rauszufinden, dass die Vorstellungen auseinanderdriften. Unternehmen reagieren nach wie vor verschlossen, da häufig auch in ähnlichen Positionen unterschiedlich verdient wird. Wenn der Verdacht besteht, dass ein Mitarbeiter des anderen Geschlechts in einer ähnlichen Position mehr verdient, besteht seit 2018 ein Auskunftsanspruch für den vermutlich benachteiligten Mitarbeiter. Dazu kann ein Antrag beim Betriebsrat oder Vorgesetzten gestellt werden und der Antragsteller erhält daraufhin Informationen zu Gehältern von Mitarbeitern in ähnlichen Positionen, oftmals ist dies ein Durchschnittsgehalt. Dies ist allerdings nur in Unternehmen von mindestens 200 Mitarbeitern möglich. Sollte sich der Verdacht der Benachteiligung bestätigen und keine Lösungsfindung im Unternehmen möglich sein, kann auf Grundlage des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes geklagt werden.

Auch bei Gesprächen zwischen Mitarbeitern kommt selten das Gehalt zur Sprache. Die Angst ist groß, im Vergleich zu Kollegen mehr oder weniger zu verdienen. Da durch könnte das Betriebsklima schnell negativ beeinflusst werden. Zudem glauben immer noch viele Arbeitnehmer, dass über das Gehalt nicht gesprochen werden darf. Dem ist in der Regel aber nicht so! Von den Gerichten wird im Allgemeinen eine spezielle Geheimhaltungspflicht für unwirksam erklärt. Ausnahmen können vorkommen, wenn beispielsweise das Gehalt als Teil der Umsatz- und Gewinnkalkulation ein Betriebsgeheimnis darstellt.

Doch wie verhandle ich mein Gehalt nun richtig? Der Grundsatz einer Gehaltsverhandlung ist ein Tauschgeschäft, wobei ein höheres Gehalt gegen eine bessere Arbeitsleistung getauscht wird. Somit bietet sich als Zeitpunkt dafür eine Beförderung, die Beendung der Probezeit oder ein positiver Abschluss von einem Projekt an. Zusätzlich empfiehlt sich eine Gehaltsverhandlung zwischen Frühling und Sommer. So besteht eine größere Chance auf Erfolg, da im Herbst und Winter oft die Ressourcen schon anderweitig verplant sind.

Zur Verfügung stehen unterschiedliche Wege in eine Gehaltsverhandlung zu gehen. Bei einem neuen Arbeitgeber ist es empfehlenswert sich selbst ein Wunschgehalt zu überlegen. Dies sollte dann überprüft werden, indem sich der Arbeitnehmer selbst fragt, welchen Marktwert er hat und wie die aktuelle Konkurrenzsituation ist. Eventuell sollte der Betroffene demnach seine Wunschvorstellungen anpassen. Wenn der Arbeitnehmer bereits eingestellt ist und auf eine Gehaltserhöhung spekuliert, sollte dieser überlegen, wie lange die letzte Erhöhung her ist und wie viel Prozent Aufschlag vertretbar sind. Für das Gespräch an sich sollte sich jeder mit ausschlaggebenden Argumenten bewaffnen, welche das Tauschgeschäft für den Vorgesetzten rechtfertigen. Der Arbeitnehmer muss darlegen, warum der Chef mehr in seinen Mitarbeiter investieren sollte und dies mit Erfolgen aus dem Unternehmen untermauern. Zeigt der Vorgesetzte kein Verständnis, ist es wichtig, nicht die Fassung zu verlieren und ruhig zu bleiben.  

Das Gehalt wird in Deutschland wohl auch weiterhin ein Tabuthema bleiben, da immer noch gravierende Unterschiede in der Bezahlung herrschen. Jedoch lohnt sich eine gut vorbereitete Gehaltsverhandlung alle paar Jahre. Falls diese nicht erfolgreich ist, kann besprochen werden, welche Voraussetzung für mehr Gehalt erfüllt sein müssen.

Zurück

Copyright © strategie:p