27.08.2020 11:27
von Torsten Vogel

4-Tage-Woche vs. 7-Tage-Einkauf im Einzelhandel

Wie passt das zusammen?

Zunehmend werden die Stimmen für die 4-Tage-Woche lauter, positive Erfahrungen sowie der technologische Fortschritt feuern die Kontroversen an. Dabei bewegen sich die Diskussionen um die Einführung zwischen verschiedenen Modellen mit unterschiedlichen Konsequenzen für die Arbeitnehmer und -geber. Dominierend sind folgende Modelle:

  1. 80%-Modell: Eine 32-Stunden-Woche mit 95 Prozent des Vollzeitgehalts, wobei die entstehenden Kosten jeweils zu 1/3 vom Arbeitgeber, -nehmer und Staat übernommen werden. Ein Modell, das die SPÖ in Österreich bereits vorgeschlagen hat. Beliebt bei den Gewerkschaften, kritisiert von den Unternehmen, die höhere Kosten zu tragen haben.
  1. 10 Stunden Tage: Insbesondere Handwerksbetriebe befürworten dieses Konzept, da so lange Anfahrtszeiten ausgeglichen werden können und die Mitarbeiter durch die neu gewonnene Freizeit zufriedener und produktiver sind. Die zunehmende Zahl an potenziellen Kandidaten, die in diesem Modell arbeiten möchten, bestätigen dessen Vorteile.

Zufriedenere Mitarbeiter, weniger krankheitsbedingte Ausfälle, mehr Arbeitsplätze, höhere Produktivität und steigende Umsätze bestätigen die Effizienz der 4-Tage-Woche. Zudem scheinen Geld und Karriere bei den Millennials, der „Generation Z“ zunehmend trivial. Beruflicher Erfolg definiert sich durch persönliches Wachstum und Selbstbestimmtheit, was insbesondere durch Arbeitsmodelle gefördert wird, die auf Flexibilität und Freiheit setzen. 

Faktisch kann dennoch nicht bestritten werden, dass die höheren Kosten des 80%-Modells für die Unternehmen gerade in der Corona-Krise nur mühsam zu bewältigen sind. Besonders, wenn gleiche Arbeit in kürzerer Zeit erledigt werden muss und zusätzliche Arbeitskraft benötigt wird. Wobei es bei dem Modell generell darum geht, weniger Zeit effizienter zu nutzen und die Produktivität zu steigern. Aber auch das ist nicht eindeutig belegt.

Dennoch ist es ungeachtet der Vor- und Nachteile möglicher Modelle essenziell, dass das Modell der Arbeit grundlegend neu durchdacht und hinsichtlich der Digitalisierung stetig angepasst wird.

Im Kontrast zur 4-Tage-Woche verlangen immer mehr Verbraucher eine 7-Tage-Woche im Einzelhandel, was bedeutet, dass Arbeitnehmer vermehrt am Wochenende arbeiten müssen. Eine Kontroverse, bei der sich nicht einmal die Unternehmen einig sind.

Was früher undenkbar war, ist heute normal: Der ehemalige Ruhetag ist heute in vielen Branchen undenkbar. Tankstellen, Kiosks, Cafés und Bahnhöfe versorgen den Verbraucher auch sonntags mit (mehr oder weniger) essenziellen Produkten. Aber ist das wirklich notwendig? Die Bevölkerung ist sich uneinig, Befragungen fallen gespalten aus. Einerseits sollte es einen Ruhetag geben, der für die Familie und Freizeit da ist, andererseits beklagen sich Unternehmen über die Wettbewerbsverzerrung, da mögliche Kaufkraft ins Internet oder in das benachbarte Ausland abwandert.

Die Kombination der 4-Tage-Arbeitswoche mit der 7-Tage-Einkaufswoche ist im Einzelhandel kaum denkbar, da für Unternehmen mehr Kosten durch die zusätzlich benötigten Arbeitskräfte entstehen. Diese können auch nicht durch den zusätzlich erwirtschafteten Umsatz der Sonntagsöffnung relativiert werden.

Es bleibt festzuhalten, dass sowohl die Öffnung an verkaufsoffenen Sonntagen als auch die Umsetzung der 4-Tage-Woche bisher noch freiwillig ist.

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