03.03.2022 14:03
von Torsten Vogel

Jobsuche mit Migrationshintergrund

Andere Kultur, gleiche Qualifikation

Die Jobsuche – mal fällt sie leicht, mal fällt sie schwer. Doch besonders schwer haben es Menschen mit Migrationshintergrund. Laut dem statistischen Bundesamt sind damit diejenigen gemeint, welche keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder mindestens ein Elternteil ohne deutsche Staatsbürgerschaft haben. Aktuell leben in Deutschland ca. 21 Mio. Bürger mit Migrationshintergrund, von denen einige trotz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz mit Diskriminierung und Rassismus konfrontiert werden.

Zahlreiche Studien, wie die Umfrage von Indeed oder die WZB-Studie aus Berlin veranschaulichen wie Kandidaten mit Migrationshintergrund in Deutschland beim Bewerbungsprozess benachteiligt werden. Das ist erstaunlich, da Deutschland laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung zur Bekämpfung des Fachkräftemangels einen Einwanderungsbedarf von jährlich rund 400.000 Menschen hat. Die WZB Studie ergab, dass Migranten mit albanischem, marokkanischem oder äthiopischem Hintergrund besonders schlechte Chancen hätten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Im Schnitt erhielten Bewerber ohne Migrationshintergrund zu 60% eine positive Rückmeldung, wohingegen Bewerber mit Migrationshintergrund nur zu 51%.  Erschreckend hierbei ist, dass es sich in der Studie um Bewerber mit gleicher Qualifikation handelt. Außerdem wurde festgestellt, dass dunkelhäutige oder muslimische Bewerber noch mehr benachteiligt werden und es somit schwerer haben eine qualifikationsgerechte Stelle zu finden. Die Umfrage mit 502 Befragten von Indeed zeigt unter anderem weshalb diskriminiert wird. 37% fühlen sich aufgrund ihres Namens diskriminiert, 31% aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit, 27% wegen ihres Geburtsortes und 26% wegen der Religion.

Doch warum ist das so? Viele Arbeitgeber und Personaler bringen schlechten Vorfälle mit verschiedenen Migrationsgruppen in Verbindung. Darauf hat zum großen Teil auch die deutsche Medienberichtserstattung Einfluss. Auch Erfahrungen durch zum Beispiel Urlaubsreisen führen zu dieser Generalisierung. Die Diskriminierung findet dennoch auch im positiven Sinne statt. Herkunftsländer wie Spanien, Japan, Polen oder die Schweiz wirken sich sogar vorteilhafter aus als rein deutsche Bewerber. Dies ist aber dem ähnlichen Selbstverständnis zurückzuführen.

Die Diskriminierung qualifizierter Bewerber führt dazu, dass die Arbeitgeber wertvolle Arbeitskräfte verlieren. Es ist sogar erwiesen, dass multikulturelle Unternehmen dadurch positivere Unternehmenskennzahlen aufweisen.

Diesen erschreckenden Fakten wollen aber schon viele große Arbeitgeber entgegenwirken. Die Allianz und die BASF z.B. gehen als Vorbild voran. Den Recruitern und Führungskräften werden spezielle Schulungen und Trainings angeboten, um unbewusste Vorurteile vorzubeugen und somit eine objektive Personalauswahl zu ermöglichen. Außerdem setzt die Allianz auf ein online Bewerbungsportal ohne Angaben von Geschlecht, Nationalität oder Alter. Weitere Optionen sind strukturierte Bewerbungsgespräche, wo allen Bewerbern dieselben Fragen gestellt bekommen. Somit werden die typischen religionsbezogenen Fragen vermieden und es kommt zu einem gerechten Bewerbungsverfahren. Durch längere Einarbeitungszeiten und Weiterqualifizierungen könnte man Migranten eine Chance geben. Personaler würden ihre Hemmschwelle auch leichter fallen lassen, wenn sie früh in Kontakt mit Kollegen oder Bewerbern mit Migrationshintergrund kommen würden. Hierbei würde schon das Hochschulrecruiting und das Anbieten von Werkstudententätigkeiten weiterhelfen.

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